Uhus - Könige der Nacht


Uhus sind die größten Eulen der Welt. Früher wurden sie massiv verfolgt, bis sie fast ausgerottet waren. Jäger bekamen Prämien für abgelieferte Uhu-Krallen. Seit Mitte der 80er Jahre erholen sich die Bestände wieder etwas, man schätzt den deutschen Bestand auf etwa 2000 Brutpaare der streng geschützten Vögel.

Uhus sind einerseits Boden- und Felsenbrüter, sie können aber auch auf Bäumen ihre Jungen aufziehen. Da sie selbst keine Horste bauen, nutzen sie verlassene Horste von Greifvögeln oder Krähen. Nach einer Brutsaison sind diese durch die rabiaten Uhu-Jungen so in Mitleidenschaft gezogen, dass sie meist im Folgejahr nicht mehr genutzt werden können. Gerne werden auch alte Reiherhorste, teils mitten in aktiven Reiherkolonien bezogen. Forscher  sind sich nicht einig was den Einfluss der Uhus auf die Reiherbruten betrifft. Uwe Robitzky hat Nahrungs-Analysen des Uhus aus Schleswig Holstein untersucht und erklärt die Reiherfunde in Gewöllen und an Rupfungsplätzen mit geschwächten Exemplaren der sonst wehrhaften Tiere. Andere Forscher sehen klare Zusammenhänge in Brutaufgaben von Graureihern und der nachbarlichen Brut von Uhus, die Nachweise für diese These fehlen noch. Gerhard Brodowski hat in Hamburg eine Uhubrut in einer Graureiherkolonie beobachtet, am Ende konnte kein negativer Einfluss auf die Reiherbruten festgestellte werden, bei den Uhus fehlte aus ungeklärten Gründen ein von zwei Jungvögeln.

 

Die traditionellen Brutplätze in Felswänden sind für Uhus nur noch selten nutzbar, da durch Freizeitaktivitäten wie Kletterer oder Mountainbiking kaum noch störungsarme Zonen für die sensiblen Uhus bleiben.

 

Mittlerweile zählen Halden in Kiesgruben und geschützte Steinbrüche zu den beliebtesten Brutplätzen, Lärm macht ihnen dort nichts aus. Am Niederrhein brüten sogar mehrere Uhus auf riesigen Baggern im Braunkohletagebau, Baggern die in Betrieb sind, also auch langsam durch den Tagebau fahren. Offensichtlich sind die durch den Baggerbetrieb hervorgerufenen Störungen für die Uhus kalkulierbar und nicht bedrohlich. Der Vorteil eines solchen Brutplatzes könnte darin liegen, dass Marder oder Füchse, die eine Bedrohung für junge Uhus sein können, dort nicht hochkommen. Auch in Kirchtürmen (ähnlich wie Turm- und Wanderfalken) wurden Uhubruten beobachtet, ebenso wie auf Flachdächern oder in Industrieanlagen.

Der Uhu ist Nahrungsopportunist, er kommt mit Säugetieren bis zur Größe von Kaninchen ebenso wie mit mittelgroßen Vögeln und gelegentlich Fischen klar, Berichte über das Schlagen von Gänsen, Reihern, Feldhasen und Rehen sind vermutlich mit kranken und geschwächten Tieren oder dem Aufnehmen von Aas zu erklären. Sie jagen gerne an Gewässern und konzentrieren sich dann auf häufige Vögel wie Blesshühner oder Stockenten. Kaninchen und Igel werden häufig erbeutet. Die Stachel der Igel macht den Uhus mit ihren langen Krallen und schützenden Federn an den Beinen nichts aus.

 

Uhus jagen meist vom Ansitz aus. Zu ihrem Jagdgebiet fliegen die Uhus dabei teils mehrere Kilometer weit, meiden dabei aber offenes Gelände. Das Jagdgebiet selbst kann vom Wald, über Gewässer bis hin zu einem Kirchplatz im Innern eines Städtchens  vielfältig sein: Am wichtigsten ist die Verfügbarkeit von ausreichend Nahrung.

Die Uhus sind streng geschützt, ihre Bestände haben sich erst in den letzten Jahren wieder etwas erholt. Manche Naturschützer schauen jedoch mit gemischten Gefühlen auf die Wiederkehr der Uhus: Brutflösse für Seeschwalben werden geleert, junge Milane vom Horst geholt, ebenso wie andere geschützte Tiere. Der Vogel weiß leider nichts von den roten Listen. Tröstlich ist vielleicht, dass Uhus, wie andere Fleischfresser auch, sich meist auf die häufig vorkommende Beute spezialisieren.