Stille Schleicher – Das Leben der Luchse im Bayerischen Wald  - Ein Gespräch mit Sybille Wölfl


Sybille Wölfl studierte Biologie mit den Schwerpunkten Ökologie und Wildtiermanagement.
Ihre Beschäftigung mit dem Luchs begann bereits 1990 mit einer Diplomarbeit in der Schweiz. Nach einem Exkurs in Medienpädagogik und computergestütztem Lernen an einem IT-Unternehmen in München machte sie sich 2005 mit eigenem Büro selbständig und widmete sich im Rahmen des Luchsprojekts Bayern nun ganz dem Artenschutz. Sie arbeitete im Auftrag verschiedenster Fachbehörden und begann bereits 2007 mit
dem Einsatz von Fotofallen zur Verbesserung des Luchsmonitorings. Sie war als Referentin für die Ausbildung des sog. Netzwerks "Große Beutegreifer in Bayern" in der Erkennung von Feldkennzeichen zu Luchs, Wolf und Bär tätig. Die fachliche Begleitung und organisatorische Abwicklung von Luchsübergriffen auf Nutztiere gehörte genauso zu ihren Aufgabengebiet wie die Öffentlichkeitsarbeit oder die Zusammenarbeit mit Interessensgruppen wie Jagd, Forst und Naturschutz. In mehreren internationalen Projekten arbeitete sie mit Fachkollegen an der Harmonisierung von Methoden zum Luchsmonitoring und zum Luchsmanagement. Um die Bemühungen zum Schutz und Erhalt des Luchses in Bayern auf eine breitere organisatorische Basis zu stellen, gründete sie 2019 mit Gleichgesinnten den Verein Luchs Bayern e.V

 

Sybille, wieso fasziniert dich der Luchs so sehr?

Im Grunde genommen hat sich das zufällig entwickelt. Über meinen jetzigen Mann Manfred, den ich während des Biologiestudiums kennengelernt habe, bin ich auf den Luchs gestoßen. Wir haben beide in der Schweiz dann zum Luchs unsere Diplomarbeit geschrieben. Bald danach hat er ein Luchsprojekt im Bayerischen Wald begonnen. Hier habe ich neben meiner Arbeit in München immer wieder mitgeholfen. Dadurch bin ich dem Thema Luchs verbunden geblieben. Als Manfred später an das Landesamt für Umwelt wechselte, war es mir deshalb möglich, das Luchsprojekt zu übernehmen. Als Biologin glaube ich aber, dass ich mich am Ende für jedes Tier begeistern kann, wenn ich es genauer kennenlerne. Ich wollte immer schon in die Verhaltensforschung. Da sollten es schon Tiere ab Hasengröße sein, die man auch sehen kann (lacht).

 

Ja, schon lustig, wenn man bedenkt wie leicht es ist einen Luchs in freier Wildbahn zu entdecken.

Einem Luchs zufällig zu begegnen gleicht einem Sechser im Lotto. Nur die Telemetrie hat es hin und wieder ermöglicht, einen Luchs zu Gesicht zu bekommen. Meist nur für einige Sekunden. Dem Tier nahe kamen wir nur beim Fang, um ihm ein Senderhalsband umzulegen.

 

Dazu kommt noch eine Veränderung in der Forschungsmethodik?

Ich glaube schon sagen zu können, dass früher die Forscher mehr draußen waren und durch Verfolgen der Spuren im Schnee viel über die Tiere gelernt haben. Auch für Ortung mittels Telemetrie warst du in der Natur bei jedem Wetter unterwegs. Heute können besenderte Luchse sehr gut aus der Ferne erforscht werden, die GPS-Signale helfen dabei, die Routen und Aufenthaltsorte der Tiere nachvollziehen zu können. Wenn du aber im Büro vor deinem Laptop sitzt, kannst du zum einen den Luchs nicht sehen, zum andern fehlt dir die ganzheitliche Wahrnehmung der ökologischen Zusammenhänge draußen und damit auch eine wichtige Grundlage zur Interpretation der Daten.

 

Foto: Luchsprojekt Bayern
Foto: Luchsprojekt Bayern

 

Es wird berichtet, einige Körperteile des Luchses hätten besondere Funktionen: Spezielle Nervenbahnen in den Eckzähnen helfen ihnen, die beste Bissrichtung zu finden. Dann sollen die Tasthaare sich in Beutenähe aufstellen, so dass die Beutebewegungen ertastet werden können. Zu guter Letzt gibt es einige Vermutungen zu den Pinselohren: Sie sollen den Jungluchsen helfen der Luchsin zu folgen, Fühler der Windrichtung sein oder der optischen Kommunikation dienen. Was hältst du von alledem?

Plausibel halte ich die Vermutung, dass der Backenbart das Richtungshören verbessert. Die Haarbüschel an den Ohrspitzen werden als Windrichtungsmesser diskutiert. Letztlich ist aber deren Funktion ungeklärt. Die hellen Ohrenrückseiten könnten den Jungen helfen, ihrer Mutter zu folgen. Das wäre also etwas, das der innerartlichen Kommunikation dient. Die gleiche Funktion wird auch dem charakteristischen Backenbart, den auffälligen Ohrpinseln und der schwarze Schwanzspitze zugeschrieben

 

Luchse sind territorial, wie sieht das Leben im Revier einer Luchsin und eines Luchses aus?

Die Luchse verteidigen die Reviere gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen. Maßgeblich sind die weiblichen Territorien mit Reviergrößen von 75-370 km². Die männlichen Territorien können doppelt so groß sein und überlappen zum Teil zwei, selten drei weibliche Reviere. Ab dieser Größe wird es für ein Männchen zunehmend schwieriger sein Revier gegen andere Luchsmännchen zu verteidigen. Während der Fortpflanzungszeit im Februar/März streifen die Männchen teilweise weit umher, um benachbarte Luchsinnen zu besuchen. In einem besonderen Fall waren das sogar mal 50 Kilometer, die ein Luchs aus seinem Revier hinausgelaufen ist. Drei Wochen später war er wieder zurück.

 

Die Größe der Reviere hängt, wie bei anderen Beutegreifern auch, vom Nahrungsangebot ab. Das Hauptbeutetier des Luchses ist das Reh. Gibt es also viele Rehe, dann geht es dem Luchs auch gut. Wo genau die Reviergrenzen sind, ist für Forscher oft schwer zu sagen. Jedoch bekommen wir über Wildkameras, besenderte Tiere und DNA-Proben ein ganz gutes Gefühl für die Territorien und die Ausdehnung der Streifgebiete, also jener Bereiche, die ein Luchs meist nur zur Fortpflanzungszeit begeht.

 

Foto: Luchsprojekt Bayern
Foto: Luchsprojekt Bayern

 

Fast überall wird der Luchs als Einzelgänger beschrieben, der seine Reviergrenzen gegen Konkurrenten verteidigt. Die männlichen Luchse lassen sich nur zur Paarung blicken und verschwinden dann. Die jungen Luchse müssen nach wenigen Monaten mit der Mutter schon selbst sehen wie sie alleine klarkommen. Werden Luchse nach deinen Erfahrungen so richtig beschrieben?

Für mich sind Luchse sehr soziale Tiere. Männchen und Weibchen treffen sich unterm Jahr immer mal wieder. In ihrem großen Revier finden sie sich über Lautäußerungen und Geruchsmarkierungen. Das wissen wir immerhin. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Männchen den Weibchen mit ihren Jungtieren die besseren Bereiche in ihrem Revier überlassen. Luchse leben freilich so unauffällig, dass wir vieles nicht mitbekommen. Wie stark sie interagieren, weiß keiner genau.

 

Gab es schon mal einen Fall, in dem der Männchen bei der Aufzucht mitgeholfen hat?

Nein, zumindest ist mir das nicht bekannt. Männchen helfen höchstens indirekt, indem sie dem Weibchen die besseren Jagdgebiete überlassen.

 

Wie werden die Reviere verteidigt?

Ernsthafte Kämpfe sind eher selten. Das Markieren dient dazu, physische Konflikte zu vermeiden. Jeder Kratzer kann in der Wildnis tödlich sein, wenn er sich entzündet. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Revier an den Grenzen und strategisch gelegenen Punkten innerhalb des Reviers immer frisch zu markieren, so dass keinem fremden Luchs die Präsenz des Revierinhabers entgehen kann.

 

Wie läuft die Trennung der Jungen von der Mutter, wenn diese wieder trächtig wird?

Das ist meist ein ganz harmonischer Prozess, die werden nicht vertrieben. Wir hatten Fälle, da kamen Junge Wochen nach der Ablösung wieder zur Mutter zurück, es wurde Beute geteilt und gemeinsam gefressen. Einmal hat eine Luchsin einen Riss vollständig den Jungen überlassen. Die Jungen sind teils noch monatelang in den Territorien der Mütter unterwegs. In zwei oder drei Fällen haben Töchter im Revier der Mutter selbst Junge bekommen, wie schon gesagt, wir nehmen immer nur ein Bruchteil von dem wahr, was passiert.

 

Haben erwachsene Luchsinnen irgendeine Form von Beziehung zueinander?

Die Reviere von Weibchen sind recht scharf gegeneinander abgegrenzt mit wenigen Überlappungen, da gibt es kein Miteinander. Ausnahme sind nur Mutter-Tochter-Beziehungen, wo die Mutter der Tochter ein Teil des Reviers überlässt.

 

Foto: Luchsprojekt Bayern
Foto: Luchsprojekt Bayern

 

Du sprachst von der Bedeutung des Abspurens: In der Literatur steht häufig nur, die Luchsfährten sehen aus wie die einer großen Katze, mit den entsprechenden größeren Maßen. Was hast du im Laufe der Jahre herausgefunden?

Nun, dass Luchse keine Symmetrieachse wie Hunde oder Wölfe im Trittsiegel zeigen und die Krallen nahezu immer eingezogen haben, ist wohl bekannt. Die Zehenballen haben etwa die Form eines sehr großen Apfelkerns, vor allem ist der Zehengrund gewölbt und nicht gerade, wie man es von vielen Hunden kennt. Die Spuren männlicher und weiblicher Luchse sind nicht sicher voneinander zu unterscheiden, nicht über die Spurbreite und auch nicht über die Größe. Lediglich die sehr großen Abdrücke stammen eher von Männchen. Luchse gehen meist Tritt in Tritt, wie viele Wildtiere, deren Körperbau es ihnen ermöglicht auf diesem Weg Energie zu sparen. Jüngere Tiere neigen zum Übereilen, also treten mit den Hinterpfoten etwas vor die Vorderpfoten, ältere Luchse bleiben beim Tritt in Tritt.

 

Die Größe der Abdrücke eines Tieres kann stark variieren. Ich bin einmal einer Spur 4 km lang gefolgt, die Trittsiegel der gleichen Pfote schwankten dabei zwischen 7 und 11 cm in der Breite.Je nach Untergrund und Neigung des Geländes werden die Pfoten unterschiedlich gespreizt, so dass sehr unterschiedliche Abdrücke zustandekommen.

 

Fotos: Luchsprojekt Bayerischer Wald
Fotos: Luchsprojekt Bayerischer Wald

 

Wie sieht es mit Losungen und anderen Spuren aus?

Wer sich im Feld intensiv mit Luchsen beschäftigt, weiß wo er Losungen finden kann. Es gibt aber auch Hunde, die bei der Suche helfen können. Häufig wird die Losung verscharrt, manchmal aber auch offen an witterungsgeschützten Stellen platziert. Weiß man wo Luchse markieren, können Haare gefunden werden, da sie wie Katzen ihre Backen an diesen Stellen reiben; in diesem Fall muss keine Losung mehr für eine DNA-Untersuchung gesucht werden. Die Haare stammen dann immer von residenten Tieren, also den Revierinhabern. Junge Luchse kommen nur schnuppernd an die Markierstellen, markieren aber nicht selbst.

 

Findet man Kratzspuren vom Krallenschärfen an Bäumen?

Das ist sehr schwierig, diese Spuren sind sehr fein und unscheinbar. Eigentlich findet man sie nur, wenn man der Spur eines Luchses im Schnee folgt und sieht, dass er sich an

einem Baum angesetzt hat. Also wenn man nicht weiß, wo man suchen muss, findet man nichts. Schneelose Winter machen uns da die Arbeit insgesamt sicher nicht leichter.

 

Fotos: Luchsprojekt Bayern
Fotos: Luchsprojekt Bayern

 

Luchse kommunizieren offensichtlich viel über Geruchsmarkierungen, kannst du dazu Genaueres sagen?

Vor allem, dass das noch ein riesiges weitgehend unbekanntes Feld ist. Es gibt nur zwei Studien, die sich mit olfaktorischer Kommunikation bei Luchsen intensiver befasst haben, wir sind daher noch weit von einem umfassenden Verständnis entfernt.

 

Ich hatte schon von den Stellen gesprochen, an denen Haare gefunden werden können, hier wird auch uriniert. Diese Orte heben sich meist etwas aus der Landschaft ab und liegen strategisch günstig, an Wegen, Kreuzungen oder Engpässen. Es sind nicht selten Wurzelteller, Holzstapel an Forstwegen oder Erhöhungen. Frische Markierungen zeigen fremden Luchsen die Anwesenheit des Revierinhabers an und sorgen für Distanz, wenn nicht der Konflikt vom Fremden gesucht wird. In der Fortpflanzungszeit können dagegen frische Markierungen anziehend auf das jeweils andere Geschlecht wirken.

 

Vielleicht noch einmal kurz zurück zu den Spuren, um dann zum Jagdverhalten zu kommen: Luchse sind ja vor allem Pirsch- und Ansitzjäger – findet ihr Spuren oder erhaltet ihr Messdaten, die darauf deuten, dass Luchse Lieblingsorte oder -ansitze haben, die sie immer wieder aufsuchen?

Nein. Es sind eher günstige Gebiete im Hinblick auf das Nahrungsangebot. Kurz gesagt: Wo Rehe sind, kommen auch Luchse immer wieder vorbei. Wie die Luchse sich diesen Orten nähern oder von wo sie die Beute beobachten ist aber immer wieder anders, sie liegen nicht jedes Mal auf demselben Felsblock, aber doch meist in erhöhter Position, von wo sie die Umgebung gut im Blick haben.

 

Es gibt Darstellungen die den Luchs zeigen, wie er seine Beute von einem Baumstamm oder Felsen aus anspringt.

Dass ist meines Erachtens eher selten. Aus dem Bayerischen Wald kenne ich Berichte, dass der Luchs vom Dach einer Rehfütterung gesprungen ist. Insgesamt gibt es aber nur wenige wissenschaftlich dokumentierte Luchsjagden, das meiste Wissen über sein Jagdverhalten speist sich also aus Interpretationen von Spuren und einzelnen Anekdoten.

 

Foto: Achim Gehrke
Foto: Achim Gehrke

 

Werden gut frequentierte Wildwechsel von Luchsen besonders beachtet? Arbeiten sie dort mit dem Geruchsinn um vielversprechende Ausgangspositionen auszuwählen??

Wir haben im inneren Bayerischen Wald nur wenig Rehwild, daher auch nur wenige stark ausgeprägte Wechsel, die optisch erkennbar wären. Der Geruchsinn spielt jedenfalls beim Aufspüren der Beute keine Rolle. Im Grunde genommen gewinnt man weitergehende Erkenntnisse nur durch Abspuren über mehrere Kilometer, das ist sehr aufwändig und gelingt eigentlich nur dann richtig, wenn der Boden durchgehend von Schnee bedeckt ist. Was ich vielleicht noch zur Geländenutzung sagen kann ist, dass Luchse gerne über liegende Baumstämme laufen. Also wer einmal eine Fährte verloren hat, ist gut beraten sich in näherer Umgebung danach umzusehen.

 

Es gibt einige Schilderungen, nach denen Luchse nach einem missglückten Jagdversuch das Gebiet verlassen, weil dort nun „die Beute vorgewarnt wäre“.

Ja, dies ist die Begründung für die so genannte Intervalljagd. Luchse suchen sich nicht wie andere Beutegreifer primär schwache oder kranke Tiere für ihre Jagdversuche aus, sondern warten eher auf unaufmerksame Beute. So ist auch noch einmal besser die Intervalljagd zu verstehen. Bei vorgewarnten Beutetieren sinkt die Erfolgswahrscheinlichkeit für Überraschungsangriffe deutlich. Luchse wechseln nach einer erfolgreichen Jagd deshalb großräumig das Gebiet, um wieder auf unaufmerksame Beutetiere zu treffen.

 

Rehe sind in Deutschland die Hauptbeute von Luchsen, wie haben die sich auf die neuen Beutegreifer eingestellt?

Rehe sind schlau, die sehen sofort ob ein Luchs im Jagdmodus ist. Wenn sie in Deckung liegen und der Luchs sie nicht sieht, sind sie eigentlich sehr sicher. Manche Jäger sagen, Rehe würden heimlicher oder sich auf Wiesen zum Schutz vor Luchsen zusammenrotten. Aus meiner Sicht, macht es keinen Sinn für ein Reh sich zu verstecken oder andere Strategien zu entwickeln, weil ein Luchs auf mehreren hundert Quadratkilometern herumläuft.

 

Hat ein Reh einen Luchs erst entdeckt, kann der Luchs seine Jagd abbrechen. Ein Förster hat mir mal berichtet, dass er gesehen hätte, wie ein Rehbock auf einen Luchs sogar zugegangen sei und mit den Hufen gestampft hätte, wie um zu sagen: „Ich hab dich gesehen – dir gelingt hier keine Überraschung mehr“.

 

Abgesehen von Rehen, gibt es Luchse mit anderen Vorlieben für ein Beutetier?

Das Hauptbeutetier des Luchses ist das Reh, in Skandinavien spielt auch das halbzahme Rentier eine Rolle. Nur in Nordosteuropa, Westrussland und Sibirien, wo es keine Rehe gibt, ist der Schneehase das Hauptbeutetier. Neben Reh und Feldhase frisst der Luchs in Mitteleuropa auch Gämse oder Hirsch, hier meist Rotwildkälber oder altersschwache erwachsene Tiere. Daneben schlägt er Füchse, kleinere Wildschweine oder Kleinsäuger, wie z.B. Mäuse.

 

Foto: Luchsprojekt Bayerischer Wald
Foto: Luchsprojekt Bayerischer Wald

 

Haben dich Luchse schon richtig überrascht?

Ja, allerdings. Einmal habe ich eine Luchsin telemetriert, laut dem recht schwachen Signalausschlag musste sie entfernt mitten in einer großen Sukzessionsfläche sitzen und ruhen. Ich habe mich an den Rand der Sukzessionsfläche in die Sonne gesetzt und mein Peilprotokoll geschrieben. Als ich nach etwa einer Stunde die Fläche mit einem Fernglas absuchte, entdeckte ich sie keine 20 Meter neben mir wie sie in der Sonne lag und döste. Sie war schon ein besonderer Fall von Unbekümmertheit. Aber sicherlich kannte sie mich als telemetriertes Tier lange genug.

 

Dann hatte ich einige mutterlos oder verwaist aufgegriffene Jungluchse zur Gesundpflege. Eine davon war besonders jung als sie an einer Straße aufgegriffen und mir zur Pflege übergeben wurde. Ein sehr schlaues, sensibles Tierchen. Um sie zu beschäftigen, habe ich mir immer neue Spiele ausgedacht. Wenn ihr etwas nicht passte, tat sie das durch Urinpfützchen kund, obwohl sie sonst immer sehr reinlich das Katzenklo nutzte. So geschehen bei einer Katzenfalle, die ich in ihr Gehege stellte, um sie langsam für die Wiederfreilassung vorzubereiten. Sie merkte gleich, dass damit was nicht stimmt und pinkelte sie voll.

 

Ich versuche gerade mir einen Überblick über die Beziehung von Raben zu Beutegreifern, besonders zu Wölfen, zu verschaffen, hast du irgendeine Form von Interaktion mit Luchsen bemerkt?

Nein. Raben sind sehr intelligent, wir sehen sie häufig auf den Aufnahmen unserer Wildkameras, Interaktionen sind aber nicht bekannt. Ich vermute sie sind einfach gut darin, aus der Luft Risse zu finden.

 

Zusammenfassend am Ende….?

Beutegreifer wie der Luchs erfüllen eine wichtige Aufgabe in der Natur. Die Wechselwirkung mit ihren Beutetieren ist ein Motor der Evolution. Ihre Rückkehr macht unsere Ökosysteme wieder einen Teil vollständiger. Ganz abgesehen davon, dass es uns eine ethische Verpflichtung sein sollte, jenen Tierarten, die wir bei uns ausgerottet haben, wieder ein Lebensrecht einzuräumen.

 

Vielen vielen Dank Sybille und alles Gute dir und den Luchsen!

 

Hier folgt noch der Link zum Luchsprojekt Bayern mit weiterführenden Informationen, es lohnt sich da vorbeizuschauen!

Foto: Luchsprojekt Bayerischer Wald
Foto: Luchsprojekt Bayerischer Wald