Sperber


Sperber sind so etwas wie die kleinen Geschwister der Habichte. Häufig braucht man einen zweiten oder dritten Blick um sie voneinander unterscheiden zu können, vor allem weil es oft genug Situationen gibt, in denen man nur wenige Sekunden Zeit zur Bestimmung hat.

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Der Sperber ist kleiner als der Habicht, dementsprechend ist auch die Beute kleiner und besteht vorwiegend aus Singvögeln. Das Beutespektrum reicht bis zu Eichelhähern, Tauben oder Elstern, die dann vorwiegend vom deutlich größeren Weibchen erbeutet werden.

 

Sperber bauen meist jedes Jahr einen neuen Horst, üblicherweise in Nadelwald-schonungen. Sie brüten aber auch in Siedlungungsgebieten und sind dort nicht sehr anspruchsvoll was die Auswahl des Brutbaumes angeht. Von Lärchen in Parks, über Koniferen auf Friedhöfen bishin zu Weißdorn in Kleingartenanlagen - alles ist möglich.

 

Sperber gelten als waghalsig und bisweilen auch unkontrolliert in ihrem Jagdtrieb. Sie verfolgen Singvögel bis ins dichte Gebüsch und schrecken vor kaum einem Hindernis zurück. Das kann dann auch dazu führen, dass sie zum Opfer von großflächigen Glasfronten werden, oder sich sogar Dornbüschen verfangen und dort verenden. Ob ihr draufgängerisches Wesen für die Zahl an Unfällen verantwortlich wird, wird zur Zeit noch kontrovers diskutiert: Einige Forscher sagen, dass die Unfallgefahr für Sperber schon allein dadurch größer ist, da sie noch stärker als Habichte als Kulturfolger im menschlichen Umfeld unterwegs sind, also mehr Gelegenheiten haben, vor Glascheiben zu fliegen.

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Anderseits können sie sich auch sehr klug verhalten. So wurde ein Sperber beobachtet, wie er eine Elster, die er aufgrund mangelnder Kraft nicht töten konnte, zu einem Gartenteich zog um sie dort zu ertränken.

 

Interessant ist ihre Beziehung zu Habichten, meist sind die Sperber dabei mögliche Beute: Häufig sind vor allem die Jungvögel auf dem Sperberhorst bedroht, teils werden aber auch die Altvögel gejagt. Daneben gibt es aber auch dokumentierte Beispiele, in denen Sperber und Habicht nah beieinander brüten und die Sperber nicht behelligt werden. Teils werden die gleichen Schneisen zum Anfliegen genutzt, jedoch dann zu unterschiedlichen Zeiten. Typisch ist in solchen Fällen ein unterschiedliches Beutespektrum, also beispielsweise eine weitgehende Spezialisierung der Habichte  auf Tauben im Wald und der Sperber auf Singvögel in einer Kleingartenanlage.

 

Ich habe hier ein paar Videos verlinkt, mit deren Hilfe man sich eine Vorstellung von den Flugkünsten des Sperbers machen kann. Er ist sehr leicht, hat breite Flügel und einen langen Schwanz - die besten Voraussetzungen für einen schnellen wendigen Flug. Es wurden Flugmanöver beobachtet, bei denen die Flugrichtung aus vollem Tempo mit einem Flügelschlag um 180° gedreht wurde.

 

Die Sperber sind großartige Lehrer für die Warnrufe der Singvögel, verursachen sie doch die Warnrufe am oberen Ende der Panik-Skala. Kein anderer Räuber ist so gefährlich für Singvögel wie der jagende Sperber, dementsprechend rufen dann alle Singvögel im Umkreis mit extrem hoher Intensität. Der Kuckuck macht sich diese Angst zunutze, wie Wissenschaft der Uni Cambridge herausgefunden haben: Sie ahmen den gickernden Ruf des Sperbers nach, um die Singvogeleltern von ihrem Gelege abzulenken, dann platzieren sie dort ihr Ei. Die Erfolgsquote der Kuckucke, die derart verfahren, ist dadurch deutlich erhöht.