Habicht


Der Habicht ist ein sehr heimlich lebender Greifvogel, der auch schon den Spitznamen "Phantom des Waldes" verliehen bekommen hat - schwer zu entdecken und meist auch nur kurz zu beobachten. Wird er im Wald gestört lässt er sich nicht selten fallen um in Deckung wegzufliegen und tut dem Beobachter meist nicht den Gefallen hoch mit einem typischen Warnschrei abzustreifen. Sonst fliegt er häufig im Schutz der Baumkronen davon, ebenfalls vor den Blicken des Beobachters geschützt.

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Habichte sind vor allem auf Vögel als Beute spezialisiert, wobei sie auch Kaninchen oder Reptilien nicht verschmähen, wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet.


"Stadt-" und "Waldhabichte"

In Essen und Mülheim bilden vor allem Tauben die Hauptnahrung der Habichte, egal ob sie im Wald oder im besiedelten Umfeld leben. Womit ein interessanter Aspekt zur Sprache kommt. Habichte sind eher scheue Greifvögel, die ihren Horst in der Mitte eines Waldstückes auf großen kräftigen Bäumen bauen, meist in Nachbarschaft zu Schneisen oder Lichtungen.

Es gibt hier aber auch Tiere, die als Kulturfolger sich ein Revier mitten in bebauten Stadtvierteln gesucht haben. Manchmal reichen ihnen kleine und vergleichsweise junge Gehölze als Brutrevier. Wichtig scheint für sie nur zu sein, dass die unmittelbare Horstumgebung störungsarm bzw. schwer zugänglich ist .....und dass es genügend Tauben gibt.

Wir haben in Essen also zwei Typen Habichte, die "Traditionsbewussten" und die "Kulturfolger", die sich auch im Verhalten deutlich unterscheiden: Die Habichte der Wälder sind eher still und scheu. Im städtischen Bereich sind sie recht ruffreudig und tolerieren Störungen in hohem Maße. So saß einmal ein junger Habicht ein paar Minuten etwa 5 Meter über mir in einer lichten Birke und rief durchgehend. Ich stand dabei auf einem Spazierweg, auf dem alle paar Minuten Jogger, Spaziergänger mit Hund oder Fahrradfahrer vorbei kamen.

 

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Einmal brüteten Habicht erfolgreich etwa 10 Meter von einem mehrstöckigen Wohnblock entfernt, eine jetzt schon mehrfach erfolgreiche Brut liegt in einem Miniwäldchen hinter einer Kletterhalle in nur etwa 8 Meter Höhe, direkt neben einer Wiese auf der gegrillt wird und manchmal Kinder spielen. In Essen Borbeck brütete ein Habicht direkt über der Grenze eines Gartengrundstücks und zog dort 5 Jungvögel auf. Nur drei von einigen Beispielen, in den Habichte zeigen, dass sie mit untypischen Brutarealen zurechtkommen können.

foto: achim gehrke
foto: achim gehrke

Entscheidend scheint am Ende zu sein, dass es genug Beute, in Essen und Mülheim vor allem Tauben, gibt. Sieht man sich die Horstverteilung an, findet sich meist ein Mindestabstand von mindestens 1100-1200 Meter zwischen zwei erfolgreichen Bruten. Diese Distanzen gelten hier sowohl für die traditionellen Waldareale wie für den Siedlungsraum, also scheint die Nahrungsverfügbarkeit in beiden Bereichen etwa vergleichbar zu sein.

 

Manche Hühnerhalter haben Probleme mit Habichten, die sich bei ihren freilaufenden Hühner bedienen. Neben Möglichkeiten wie Netzabspannungen, zeigt das kurze Wackelvideo, dass auch wehrhafte Hähne gut funktionieren können. In meiner Verwandschaft gibt es auch eine Hühnerhalterin mit zwei Hähnen, die noch nie Verluste hatte, der Nachbar ohne Hahn hat dagegen laufend Verluste zu beklagen.

Der Jagdstratege?

Habichte können strategisch planen: Sie wurden dabei beobachtet wie sie eine Taube gejagt haben. Der Habicht saß auf einem Baum am Rande einer Waldlichtung, die Taube in der Mitte der Lichtung auf einem Baum. Statt nun im flachen Deckungsflug oder im Sturzflug von oben zu versuchen die Taube zu erbeuten, wurde eine Jagdstrategie dokumentiert, bei der Habicht sich nach hinten von der Lichtung entfernte, die Lichtung im Halbkreis und im Schutz des Waldes umflog, um dann im flachen Flug den Verlauf eines Grabens zu nutzen, hinter der Deckung eines Busches direkt am Baum hochzustoßen und die Taube zu schlagen. Man könnte also schließen, ohne es zu wissen, der Habicht habe hier das Gelände begutachtet und dann seine Jagdroute in mehreren Schritten an das Gelände angepasst, das heißt, vorhandene Deckungen genutzt.

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

 

Hier findest du mein Interview mit Michael Lakermann zum Leben von Stadthabichten.