Fuchsleben in der Stadt

Foto Bärbel Franzke
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Füchse sind scheue Tiere. Durch die Jahrhunderte andauernde Jagd haben sie gelernt, dem Menschen aus dem Weg zu gehen und im Verborgenen zu leben. Wie schaffen sie das im Siedlungsraum, wo doch alles zugebaut ist und von Menschen genutzt wird? Sicher haben die meisten auch in der Stadt schon mal einen Fuchs gesehen, meist sind es aber kurze Zufallsbegegnungen, etwa wenn ein Fuchs durch den Lichtkegel eines Autos huscht.

Gartenbesitzer haben manchmal mehr Glück, wenn ein Fuchspfad direkt an ihrem Grundstück oder sogar darüber verläuft. Der Fuchs wird häufig immer wieder den selben Weg auf seinen Rundgängen wählen und ist sogar teils zur selben Zeit zu beobachten.

 

Foto Baerbel Franzke
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Der Fuchs im Fuchsbau? Nur eine Möglichkeit unter vielen!

In Städten weichen die Füchse von ihren Gewohnheiten vom Land oder aus dem Wald ab: Es wird nicht immer zur Geburt und Aufzucht der Jungen ein Bau gegraben oder bezogen. Wo es dafür gute Möglichkeiten gibt, wie etwa auf Friedhöfen, in Industriebrachen oder Parks wird das gemacht. Diese Orte müssen aber so störungsarm sein, dass auch im späten Frühjahr die Fuchswelpen vor der Höhle spielen können. Weil dies oft nicht so einfach ist, werden auch alternative "Höhlen" angenommen: Geräteschuppen, Holzstapel oder nicht genutzte Industriegebäude. Häufig gibt es Örtlichkeiten, die in eingezäunten Bereichen liegen, also wo keine Hunde oder spielende Kinder stören.

 

Höhlen werden üblicherweise nur im Frühjahr und Frühsommer genutzt. Ist die Aufzucht der Jungfüchse abgeschlossen, schlafen die Füchse meist an anderen sicheren Orten. Das können auch Orte sein, an denen man mit ihnen nicht rechnet, wie auf Flachdächern, Baugerüsten oder abgestellten Baufahrzeugen. Von Forschern wird vermutet, dass Füchse gelernt haben, dass Jäger gerne direkt vor dem Fuchsbau auf sie warten und diesen daher den Rest des Jahres meiden.

Foto Bärbel Franzke
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Wie viele Füchse gibt es eigentlich in den Städten?

So genau kann das keiner sagen. Mittels Halsbandsender können aber die Streifgebiete der Füchse ermittelt und so die Reviergrößen abgeschätzt werden. Es zeigt sich, dass die Fuchs-Reviere in den Städten (Zürich ca. 30 ha) viel kleiner sind als die in den ländlichen oder bewaldeten Bereichen (Schweizer Jura 116-353 ha). In Kanada benötigen Füchse teils über 2000 ha um sich und den Nachwuchs zu ernähren.

 

Auch in Essen leben in der Nordhälfte der Stadt, die sehr dicht besiedelt und von Industrie sowie Gewerbegebieten geprägt ist, viel mehr Füchse als in der eher grünen Südhälfte.

Foto Bärbel Franzke
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Was fressen die Stadtfüchse?

Stadtfüchse sind Opportunisten und fressen was sie bekommen können, wie Abfälle, Tierfutter, Wildtiere oder Beeren. Auch Menschen mit einer Hobbyhühnerzucht wird meist schnell beigebracht, dass die Tiere nachts in einen sicheren Stall eingeschlossen werden sollten. In Untersuchungen fanden sich in Fuchsmägen nur etwa 30% Wildtiere, meist Mäuse, Kaninchen oder Jungvögel.

 

Als man die nächtlichen Streifzüge der Füchse mittels Besenderung untersuchte wurde deutlich, dass die Füchse ihr Revier und die Aktivitätskurven der dort lebenden Menschen genau kennen. Alle möglichen Nahrungsquellen im Kopf, hielten sie sich etwa bis Mitternacht auf Friedhöfen oder in Industriebrachen auf. Erst als die Menschen schliefen, verlagerten sie ihre Aktivitäten in die Gärten mit ihren Komposthaufen und Schalen mit Resten von Katzen und Hundefutter. Danach kamen die Spielplätze und Schulhöfe an die Reihe, dort wurde nach weggeworfenen Broten und anderen Nahrungsresten gesucht. Am Ende, weit nach Mitternacht, führten die Streifzüge entlang der Filialen der Fastfoodketten.