Elstern - täglich  zu sehen und doch unbekannt?


Zunächst einmal sind Elstern wunderschöne Vögel. Auch wenn wir sie täglich sehen und sie uns gewöhnlich erscheinen lohnt es sich, ihre Schönheit immer wieder neu zu entdecken.

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Elstern und Singvögel

"Es gibt immer mehr Elstern und immer weniger Singvögel - das geht nicht so weiter!" So etwas oder Ähnliches lässt sich in vielen Gesprächen heraushören. Ist da was dran?

 

Da streiten sich die Interessengruppen. Meine Meinung: Elstern sind überwiegend  Vegetarier. Zur Brutzeit erbeuten sie schon im nennenswerten Umfang Eier und Jungvögeln von Singvögeln. Der Bestand von Singvögeln ist hierdurch aber nicht gefährdet, da sie im Anschluss an die Elsternbrut eine oder mehrere Nachbruten durchbringen können.

 

Bestände von Elstern lassen sich nur schwer abschätzen, weil die Brutpaare unterschiedlich viele Nester anfliegen, ausbessern und benutzen. Auch Nichtbrüter fliegen Nester an, das kann zu Fehleinschätzungen bei der Zählung der Bruten führen.

 

Nicht brütende Elstern schließen sich zu umherstreifenden Trupps zusammen, das wirkt auf Laien, wie eine explosionsartige Vermehrung. In Wirklichkeit üben diese Nichtbrütertrupps Druck auf die Brutpaare aus und mindern so den Bruterfolg, wirken also bestands-regulierend.

Foto Bärbel Franzke
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Bestandsschätzungen von Jägern sind häufig zwei bis dreimal so hoch wie die der Naturschützer - eine politische Motivation scheint abseits unterschiedlicher Methodik nicht abwegig. Insgesamt bedarf es aus meiner Sicht keiner Jagd auf Krähenvögel, da sich die Bestände von selbst regulieren. In Siedlungsgebieten kann über sorgsamen Umgang mit Müll und die Verfügbarkeit von anderen Futterquellen wie Tierfutter Einfluss auf die Population von Krähenvögeln,  genommen werden.

Foto Bärbel Franzke
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Elsternverhalten

Der Fotograf Gerhard Brodowski hat eine Elster beobachtet und fotografiert, die eine Maus haben wollte, die in der Nähe eines Uhus lag. Sie traute sich nicht alleine an die Maus heran und holte ihren Partner zur Hilfe. Dieser setzte sich in einen Baum und hielt Wache. Die Elster rieb sich mit Kot des Uhus ein, vielleicht um den Eigengeruch zu tarnen und holte sich dann die Maus.

 

Gerhard Brodowski stellte in seinem Garten Spiegel auf, um zu prüfen, ob Elstern auch ohne Belohnungen, im Gegensatz zu den bisher bekannten Versuchen, sich im Spiegel erkennen können. Eine Elster schaute sich an und nahm dann ein Blatt in den Schnabel, sah sich an und schaute dann hinter den Spiegel. Sie hat keine zwei Minuten gebraucht um herauszufinden, dass sie ihrem Spiegelbild entspricht.

 

Versteckte Nahrungsdepots im Garten des Fotografen wurden schnell entdeckt und ausgeplündert, tägliche Veränderungen an der Abdeckung wurden schnell entfernt, teils mit kooperativem Verhalten. Es gilt als eine der Spezialitäten von Elstern, Nahrungsdepots anderer Tiere zu finden und zu plündern.

 

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Elstern leben monogam, sie bleiben ihr ganzes Leben lang zusammen. Ein Paar bildet sich meist aus Nichtbrütertrupps. Zwei Elstern suchen immer mehr die Nähe zueinander, fliegen dann gemeinsam herum und suchen sich ein Revier, das sie dann gewöhnlich nicht mehr wechseln. Sie bauen meist mehrere Nester mit einem Dach, nur in einem wird gebrütet. Die Eingänge werden schmal gebaut und teils an den Seiten mit Dornenzweigen versehen, dass die größeren Krähen nicht hineinkönnen - diese sind die häufigsten Nesträuber der Elstern. Gibt es eine Störung an einem Nest, wird häufig ein neues gebaut, manchmal mit dem Baumaterial des alten Nestes.