Über "Unkraut", "Schädlinge" und "Raubtiere"


Unkraut wuchert aus den Gehwegritzen und im Garten. Vielerlei Käfer, Schmetterlinge und Würmer werden chemisch bekämpft, um die Ernten der Landwirte und damit die Grundlage unserer Ernährung zu schützen. Der Fuchs stiehlt die Gans, der Habicht das Huhn, der Wolf frisst die Schafe und der Sperber zerreisst eine unschuldige niedliche bunte singende Meise. Schrecklich!

 

Das christliche Weltbild sieht den Mensch als Krönung der Schöpfung und diese Sichtweise spiegelt sich in traditionellen Bildern wie auch in wirtschaftlich geprägten Entscheidungsprozessen wieder. Alles was dem Mensch vermeintlich dient und nutzt darf bleiben, alles andere wird bekämpft und vernichtet. Diese Darstellung der Nützlinge und Schädlinge ist vielleicht etwas überspitzt, aber sicher nicht ganz unzutreffend.

 

Fuchs, Habicht, Sperber, Wolf, Graureiher, Kormoran etc. haben keinen Begriff von Besitz, sie "rauben" nicht, sondern fressen das, was sie zum Leben brauchen. Die Bezeichnung "Raubtiere" wäre daher mal zu überdenken. Die süße Meise nebenbei ernährt sich auch zu großen Teil von Insekten, die sie gnadenlos zerreisst - nur sind diese nicht so süß und singen nicht. Was für den einen als Unkraut chemisch oder mechanisch bekämpft wird, ist für den anderen ein wertvolles Heilkraut oder bedeutet für ein Tier Nahrung und Schutz.

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Die Mittel der Bekämpfung nennt man dann "Pflanzenschutz" und nicht "Gift", das vielfältiges Leben vernichtet, Krebs hervorruft, Allergien fördert und die Erbanlagen schädigt. Vielleicht ist es einmal an der Zeit, sich von den in uns verankerten Bildern freizumachen und die Lage neu zu bewerten? Ein Teil davon ist sicherlich die Sprache die wir verwenden.

 

In der Natur haben Pflanzen gewöhnlich eigene Abwehrmechanismen gegen Angreifer und Pilze. Der Befall ist ein Zeichen, dass etwas mit der Fitness der Pflanze, mit der Widerstandsfähigkeit nicht stimmt.

Vielleicht wäre ein grundsätzlich zielführender Weg gesunde Lebensbedingungen zu schaffen, statt willkührlich vermeintliche Schädlinge zu bekämpfen und damit die Lebensbedingungen weiter zu verschlechtern.

 

Und vielleicht wäre es ein Anfang, wenn wir mit demütigerer fragender Haltung an ökologische Zusammenhänge herantreten und nicht schon meinen, wir hätten alle Antworten, obwohl wir die Fragen noch gar nicht kennen. Es gibt immer noch viele Lebewesen, beispielsweise im Boden, die wir gar nicht kennen, geschweige denn, dass wir  ihre Wirkzusammenhänge mit der restlichen Flora uind Fauna verstanden hätten.