Krähen - Wunderbare Familientiere


Bruthelfer

Rabenkrähen brüten paarweise, nicht in Kolonien wie etwa die Saatkrähen oder Dohlen. Diese Reviere können über 10 Quadratkilometer groß sein und werden gegen umherziehende nichtbrütende Artgenossen und natürliche Feinde, wie Greifvögel oder Kolkraben verteitigt.

 

Umso erstaunlicher, dass es Gebiete gibt, in denen ein Brutpaar es zulässt, dass weitere Krähen das Brutpaar begleiten und ihnen bei sämtlichen Arbeiten helfen: Es wird am Nest mit gebaut, beim Füttern der jungen Krähen geholfen, das Weibchen während der Brut mit Nahrung versorgt und gmeinsam das Revier gegen Angreifer oder Störende verteidigt. Meist sind es ein bis zwei Helfer, manchmal aber auch bis zu fünf Helfer pro Brutpaar.

 

Rabenkrähe - Foto: M.Wiora
Rabenkrähe - Foto: M.Wiora

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Helfer in den meisten Fällen Jungtiere der vergangenen zwei Jahre sind, vor allem eigene Nachkömmlinge des Brutpaares. In manchen Fällen aber auch "Immigranten", also fremde Krähen. Es kommt auch zur Polygamie, also zur Begattung des brütenden Weibchens durch Helfer-Männchen, jedoch nur durch fremden Krähen - Inzest wurde dagegen nie beobachtet.

 

Es gibt wohl auch vermeintlich "faule" und "fleissige" Helfer-Krähen: Während die einen aktiv am gesamten Brutgeschehen teilnehmen, lungern die anderen nahezu untätig im Brutareal herum. Fällt dann jedoch eine aktive Helfer-Krähe aus, übernimmt die bisher untätige die Rolle und verändert ihr Verhalten völlig. So wird deutlich, dass sie eher quasi auf Helfer-Ersatzbank geparkt war und ihr Verhalten nichts mit der eigenen Persönlichkeit, sondern vielmehr mit der jeweiligen Rolle zu tun hat.

 

Das oben beschriebene Krähenverhalten wurde vor allem in Spanien beobachtet und ist in MItteleuropa eher selten. Interessant sind Versuche, in denen befruchtete Eier und Nestlinge aus verschiedenen Regionen vertauscht  wurden. Das überraschende Ergebnis war, dass sich die Krähen unabhängig ihrer Herkunft genauso verhielten wie die Krähen der Region.

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Krähen erkennen Gesichter

Krähen erkennen aber nicht nur Familienmitglieder, sondern auch andere Krähen als Individuum. Ein Schwarm Krähen ist nicht eine willkürliche Ansammlung einzelner Vögel, sondern besteht aus intelligenten Tieren mit eigenem Charakter und sozialen Bindungen.

 

Darüber hinaus ist es auch erwiesen, dass Krähen menschliche Gesichter noch nach Jahren wiedererkennen. In Versuchen hat das über mehrere Generationen hinweg funktioniert, die Gesichter wurden also gewissermaßen "weitererzählt".

 

Krähensprache

Viel gibt es im Bereich der Sprache der Rabenvögel noch zu erforschen. Wissenschaftler haben über 250 verschiedene Rufe bei Krähen identifiziert. Es gibt spezifische Warnrufe für alle potenziellen Bedrohungen wie Katze, Habicht oder Mensch aber auch unterschiedliche Dialekte.

So gibt es eine laute Krähensprache zur "allgemeinen Krähenverständigung" und einen leiseren Dialekt zur Kommunikation innerhalb der Familie. In der Nestlingzeit entspricht das sprachliche Lernvermögen der jungen Krähen dem von Kindern.

 

Foto Bärbel Franzke
Foto Bärbel Franzke

Trauernde Krähen

Forscher haben mehrfach beobachtet, dass an Orten, an denen zuvor eine Krähe starb, sich Krähen in größerer Zahl versammeln und eine Zeit lang still verharren um dann genauso ohne einen Laut gemeinsam fortzufliegen.

 

Die Vogelforscherin Kaeli Swift untersucht das Verhalten von Krähen in Bezug auf tote Artgenossen.  Sie kam ebenfalls zu dem Schluss, Trauerverhalten zu beobachten, in der Intensität davon abhängig, wie intensiv die Bindung der Vögel war. Einige der Vögel saßen neben den toten Körpern und zupften mit dem Schnabel an Federn oder Gliedmaßen. Andere zogen fester, schrien dabei aufgeregt. In seltenen Fällen wurde auf und in den Schnabel gepickt, es wirkte fast so als wäre es ein Wiederbelebungsversuch.